In ihrem «Kommentar zur Zeit» schreibt Ruth Baumann-Hölzle, in den Pflegeheimen zeigten die Notstandsmassnahmen im Zusammenhang mit Covid-19 gegenwärtig eine paradoxe Wirkung: Diejenigen, zu deren Wohl sie insbesondere ergriffen worden seien, litten am meisten darunter. Die Bewohnerinnen und Bewohner lebten schon seit einiger Zeit abgeschottet von der Aussenwelt, ohne die Möglichkeit, ihre Angehörigen zu sehen, und alleingelassen mit ihren Ängsten. Es bestehe nun keine akute Notfallsituation mehr, die solche Einschränkungen rechtfertigen würde. Jetzt habe wieder der normalerweise praktizierte Grundsatz zu gelten: «Im Zweifel für die Autonomie des Menschen.» Das heisst, dass das Individuum selber darüber entscheiden kann, welche Risiken es einzugehen bereit ist, was bis zur Freiheit zur Selbstschädigung reicht.